Weihnachtsbrief 2020
Liebe Freunde und Wohltäter!
Gott ist Mensch geworden, er ist zu uns gekommen mitten in unsere Welt. Das ist die frohe Botschaft von Weihnachten. Er kommt nicht als Herrscher, er kommt als Kind und nimmt unsere Begrenztheit an. Der menschgewordene Christus bringt den Frieden allen, „die guten Willens sind“.
Wie wird es in diesem Jahr aussehen?
Nicht wenige Menschen haben Angst vor dem Fest. Das Virus beschäftigt uns, überschattet unsere Freude auf das Fest. Viele Pläne, Entwicklungen und Hoffnungen sind zunichtegemacht. Das vergangene Jahr hat uns Veränderungen gebracht, die niemand von uns wohl geahnt hätte. Die Botschaft von Weihnachten aber bleibt dieselbe: Gott wurde Mensch und kommt in unsere bedrohte und zerbrechliche Welt. Er ist auch in dieser Zeit mit uns.
Konnten wir am 5. Februar 2020 noch mit vielen Gästen und einer Schülerausstellung das Gedenken an den 100. Geburtstag von Max Mannheimer (1920-2016) begehen, so war in den folgenden Wochen der Einfluss der Pandemie schon zu spüren. Am 10. März begingen wir den 50. Todestag unsere Gründerin Mutter Maria Theresia (Dr. Berta Vorbach 1911-1970) mit einem feierlichen Gottesdienst und einer Lesung um 19 Uhr. Beide Feiern wurden musikalisch umrahmt von Schüler/innen des Ignaz-Taschner-Gymnasiums Dachau.
Unsere Weihnachtskarte
„... aus seiner Mutter Kämmerlein ging er hervor als klarer Schein.“ (Thomas Müntzer 1523)
Unser Meditations-Weihnachtsbild zeigt eine Marienstatue von der Münchner Künstlerin Christine Stadler (1927 – 2001). Sie hat sie für uns in den 1970er Jahren geschaffen. Die Skulptur ist an der nördlichen Außenwand im Atrium angebracht, und wir sehen sie täglich durch die großen Glasfenster. Im Laufe der Zeit hat die Bronzefigur eine dunkle Patina bekommen.
In diesem Jahr haben wir die Marienstatue noch einmal ganz neu entdeckt und zwar im Blick auf die Menschen, die sich zu ihren Füßen an sie drängen. Nicht allein unsere Gemeinschaft ist hier gemeint, sondern wir Schwestern kommen mit allen Menschen zu Maria.
Maria zeigt uns das Kind in der Mandorla, nicht in einer Krippe. Dieses Zeichen stellt eine Verinnerlichung dar, dass Christus auch in uns geboren werden will. In der Gestalt der Kreuzesform deutet das Kind schon auf den Gekreuzigten hin.
Seine Mutter Maria nimmt diese Haltung ganz auf. Sie hat ihr JA gesagt zu diesem Weg und das WORT empfangen. Die Künstlerin beschränkt sich auf ganz einfache Mittel. Diese Reduktion auf das Wesentliche lässt die Skulptur hoheitsvoll und kraftvoll erscheinen. Sie trägt das Geheimnis Gottes. Ihre beiden Hände sind nach oben hin geöffnet, als Beschenkte und als Schenkende, eine „offene Pforte zum Himmel“.
Maria steht nicht über den Menschen, sondern mitten unter ihnen, wehrlos und doch schützend. Sie steht vor Gott als eine von uns und für uns. Deshalb dürfen wir immer wieder zu ihr kommen und um ihre Hilfe bitten.
Was immer wieder aufgeschoben wurde, war die Elektrifizierung der beiden großen Glocken. Mit einer gewissen Wehmut verabschiedeten wir uns vom „Handbetrieb“. In Angriff genommen wurden auch das Zurückschneiden der über 50 Jahre alten großen Linden und eine Erneuerung des Pflasters vor einigen Haus-Ausgängen.
Einstimmig war der Entschluss für die Mitgliedschaft in der Vereinigung „Runder Tisch gegen Rassismus“ in Dachau. Auch wenn wir weder an Demonstrationen noch an politischen Aktionen teilnehmen, so können wir doch durch Gebet ihre Ziele unterstützen.
Anfang August konnten wir mit Prälat Dr. Lorenz Wolf und einer großen Sonntagsgemeinde die Einweihung der Todesangst Christi Kapelle in der Gedenkstätte vor 60 Jahren mit einem feierlichen Gottesdienst begehen.
Seit einigen Jahren zeichnete sich ab, dass ein Weiterbestehen des Karmel in Weimar nicht möglich ist. Der Karmel St. Teresa Weimar wurde 1995 von Dachau aus errichtet und gehörte kirchenrechtlich immer zu Dachau. So war es unsere Aufgabe, eine Auflösung vorzubereiten. Wichtige Entscheidungen waren notwendig, für die Sr. Irmengard mit Sr. Johanna einige Male nach Weimar und zu den kirchlichen Stellen in Erfurt unterwegs war.
Sr. Hildegard Lermer und Sr. Edith Gößmann, die noch im Kloster lebten, sind inzwischen altersgemäß in ihrer neuen Bleibe gut angekommen: Sr. Edith lebt im Karmel Rödelmaier, Sr. Hildegard wollte in Weimar bleiben und fühlt sich in dem neuen Caritashaus sehr wohl. Nach einer grundlegenden Renovierung wird eine Lebensgemeinschaft das Kloster übernehmen, die mit Interessierten eine Meditations- und Gebetsgemeinschaft bilden möchte.
Die Schwestern vom Karmel in Vilsbiburg waren mit uns durch viele Jahre freundschaftlich verbunden. So war es naheliegend, dass sie sich dem Dachauer Karmel durch Affiliation (römische Bestimmungen bei nicht autarken Gemeinschaften) anschlossen.
Unser Gemeinschaftsleben geht wie gewohnt weiter. Natürlich halten auch wir uns an die notwendigen Maßnahmen, die die Pandemie uns abverlangt. In der geschlossenen Welt unserer Klausur ist es wichtig, dass wir uns informieren über die globalen Geschehnisse, über die Belastungen und Nöte der Menschen. Die Frage, was kommt auf uns zu, wie geht es weiter, beschäftigt uns alle, dem kann sich keiner entziehen. Wir sind auf der Suche, was Gott uns in dieser Zeit sagen will.
Wir danken Ihnen für Ihre guten Gaben als Zeichen Ihrer freundschaftlichen Verbundenheit, die Sie uns auch in diesem Jahr wieder geschenkt haben. In solch schweren Zeiten ist es besonders wichtig und tragend, aneinander zu denken und füreinander zu beten.
Wir wünschen Ihnen allen ein friedliches und gnadenreiches Weihnachtsfest, für das kommende Jahr Gesundheit und den festen Glauben, „weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“. (Röm 8, 38.39)
Ihre dankbaren Schwestern vom Karmel Heilig Blut