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Inneres Beten

„Verweilen bei einem Freund“

Inneres Beten ist der Kern der Spiritualität des Teresianischen Karmel. Teresa von Ávila erklärt inneres Beten mit folgenden Worten:

„Denn meiner Meinung nach ist inneres Beten
nichts anderes als
Verweilen bei einem Freund,
mit dem wir oft allein zusammenkommen,
einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher
wissen, dass er uns liebt.
<Das Buch meines Lebens 8,5>

In ihrem Werk „Weg der Vollkommenheit“ beschreibt Teresa ausführlich für ihre Schwestern im Kloster, was sie unter innerem Beten versteht beziehungsweise was ihrer Ansicht nach kein inneres Beten ist. Um die folgende Zitate besser zu begreifen, muss man wissen, dass inneres Beten (im Gegensatz zum Rezitieren vorgegebener kirchlicher Gebete) zur Zeit Teresas für Frauen als besonders verpönt und gefährlich galt, Teresa es jedoch für ihre Schwestern als persönliche Gebetsform einführte.

Aus eigener Lebenserfahrung wusste Teresa über grundlegende psychologische Zusammenhänge Bescheid. Sie bemerkt zu Beginn dieses Buches, das sie in ihren Briefen auch das Vaterunserbuch genannt hat: 

„Bevor ich über den inneren Bereich, also über das innere Beten, etwas sage, will ich ein paar Dinge nennen, die für alle, die inneres Beten halten wollen, notwendig sind; ...“
<Weg der Vollkommenheit 5,3>

Gegenseitige Liebe – Loslassen alles Geschaffenen – wahre Demut

„Ich will nur drei Punkte ausführlicher erklären … Der erste ist die gegenseitige Liebe, ein weiterer das Loslassen alles Geschaffenen, und noch ein weiterer wahre Demut, die der wichtigste ist und alle anderen umfasst, auch wenn ich sie an letzter Stelle nenne.“
<Weg der Vollkommenheit 6,1>

Damit möchte Teresa – kurz gesagt – Folgendes für ihre Schwesterngemeinschaft erreichen: einen respektvollen Umgang miteinander unabhängig von der sozialen Stellung vor dem Eintritt (gegenseitige Liebe), Aufgeben der egozentrischen Lebenshaltung und Anstreben eines inneren Freiraums, in dem sich das Gebetsleben frei entfalten kann (Loslassen alles Geschaffenen), Überwindung des Prestigedenkens in allen Bereichen (wahre Demut). Ein wahrhaft revolutionäres Programm!

3 Schwerpunkte des „Inneren Betens“ nach Teresa von Ávila

Wer sich dem Inneren Beten zuwenden, ja besser noch, damit beginnen will, findet in den folgenden drei Schwerpunkten aus Teresas Gebetslehre eine gute Hilfestellung:

„Aufmerksamkeit auf das Sprechen mit Gott“

„Der Herr aber will nur, dass wir ihn bitten und uns bewusstmachen, dass wir in seiner Gegenwart sind, da er schon weiß, was wir brauchen."
<Wohnungen der Inneren Burg 4,3>

„O ja, was einem Beten fehlt, um kein inneres zu sein, ist nicht einfach den Mund zu halten.“
<Weg der Vollkommenheit 37,1>

„Wenn ich beim Sprechen ganz dabei bin und sehe, dass ich mehr Aufmerksamkeit auf das Sprechen mit Gott lege als auf die Worte, die ich sage, dann ist inneres mit mündlichem Beten verbunden.“
<Weg der Vollkommenheit 37,1>

„Ja, sobald ihr soweit kommt, bringt euch zum Nachdenken, mit wem ihr da sprechen wollt oder mit wem ihr gerade sprecht. ... Genau das aber ist betrachtendes inneres Beten, meine Töchter, nämlich diese Wahrheiten zu erkennen. Wenn ihr das nach und nach erkennen und dabei mündlich beten wollt, dann soll's mir recht sein, aber steht nicht mit Gott im Gespräch und denkt dabei an andere Dinge, denn das ist es, was einen nicht verstehen lässt, was inneres Beten ist.“
<Weg der Vollkommenheit 38,1;2>

Kein „Chinesisch“

„(… es kommt darauf an, zu) bedenken und verstehen, was wir da sagen, mit wem wir sprechen und wer wir sind, die wir es wagen, mit einem so hohen Herren zu sprechen. Das zu bedenken … das ist nachsinnendes inneres Beten.“
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Weg der Vollkommenheit 41,3>

„Meint also nicht, dass das Weitere Chinesisch sei, noch versetze euch der Begriff in Schrecken.“
<Weg der Vollkommenheit 41,3; im Original steht Algarabía, das Arabische der christianisierten Mauren, das die Kastilier nicht verstanden, hier als Inbegriff für eine unverständliche Sprache>

„Das Sprechen des Vaterunsers – oder was immer ihr wollt – ist mündliches Beten. Nun schaut, was für eine schlechte Musik das wäre, ohne das erste; selbst die Worte würden nicht immer richtig zusammenpassen. Bei diesen beiden Formen bringen wir mit Gottes Hilfe etwas fertig, in der Kontemplation, von der ich soeben sprach, aber nichts; da ist Gott derjenige, der alles tut, denn sie ist sein Werk, über unsere Natur hinausgehend.“
<Weg der Vollkommenheit 41,3>

„dass der Herr in unserem Inneren weilt“

„Denn meiner Meinung nach ist inneres Beten nichts anderes als Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher wissen, dass er uns liebt.“
<
Das Buch meines Lebens 8,5>

„Aber über das, was ich aus Erfahrung weiß, kann ich sprechen, und das ist, dass jemand, der mit dem inneren Beten begonnen hat, es ja nicht mehr aufgeben soll, mag er noch so viel Schlechtes tun, denn es ist das Heilmittel, durch das er sich wieder bessern kann, während ohne es alles sehr viel schwieriger wird.
<
Das Buch meines Lebens 8,5>

„… dass viel, ja alles an einer großen und ganz entschlossenen Entschlossenheit gelegen ist, um nicht aufzuhören, bis man zur Quelle vorstößt, komme, was da kommen mag, passiere, was da passieren mag, sei die Mühe so groß, wie sie sein mag, lästere, wer da lästern mag, mag ich dort ankommen, mag ich unterwegs sterben oder nicht beherzt genug sein für die Mühen, die es auf dem Weg gibt, ja mag die Welt untergehen…“
<
Weg der Vollkommenheit 35,2>

„Schaut, es liegt für euch viel daran, diese Wahrheit richtig begriffen zu haben: dass der Herr in unserem Inneren weilt und wir da bei ihm sein sollen.“
<
Weg der Vollkommenheit 46,3>

Lesenswertes

Sie wollen sich näher mit dem Inneren Beten beschäftigen (was Ihnen Teresa von Ávila gewiss dringend empfehlen würde)? Hier haben wir für Sie eine Sammlung empfehlenswerter Lektüre dazu zusammengestellt:

PDFs zum Download

Teresas Weg des inneren Betens
von Ulrich Dobhan OCD (PDF mit 121 KB)

›Das nenne ich‹ Teresas Lehramt
von Prof. Dr. Dr. Mariano Delgado (PDF mit 97 KB)

Inneres Beten. Der kleine Schritt in einen lebendigen Glauben
von Reinhard Körner OCD (PDF mit 32 KB)

Buchempfehlungen

Was ist Inneres Beten?
von Reinhard Körner OCD

Kontemplative Exerzitien mit Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz
von Veronika Elisabeth Schmitt OCD 

... und nicht zuletzt empfehlen wir selbstverständlich, Teresa von Ávila in der vollständigen Neuübertragung mit ausführlichem Kommentarteil zu lesen. Zum Thema „Inneres Beten“ raten wir Ihnen vor allem zur Lektüre ihres Werkes „Weg der Vollkommenheit“, das Sie auch in der Teresa-von-Ávila-Gesamtausgabe finden.

Sie dürfen wissen, Teresa hat gern für ihre Leser geschrieben:

 „Und für die Mühe, die ich mir mit dem Schreiben gemacht habe, halte ich mich für reichlich vergolten, denn es hat mich gewiss keine gekostet, mir zu überlegen, was ich über das, was mir der Herr von den in diesem Gebet des Evangeliums enthaltenen Geheimnissen zu verstehen gab, zu sagen hätte. Das war mir nämlich eine große Freude.

Er sei gelobt und gepriesen ohne Ende. Amen. Jesus!“
<
Weg der Vollkommenheit 73,6>

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