Unsere Gemeinschaft heute
„Tag und Nacht ... im Gebete wachen“
„Jeder soll in seiner Zelle oder in deren Nähe bleiben, Tag und Nacht im Gesetze des Herrn betrachten und im Gebete wachen, wenn er nicht durch anderweitige Beschäftigungen rechtmäßig in Anspruch genommen wird.“ (Ursprüngliche Ordensregel Nr. 8). Danach lebt auch unsere Gemeinschaft im Karmel Heilig Blut Dachau, die zurzeit aus 17 Schwestern aus unterschiedlichen Nationen zusammengesetzt ist – Deutschland, Österreich, Ungarn, Japan und Russland.
Leben für Gott zum Wohl der Menschen
In den Karmel tritt man um „Gottes willen“ ein, sogenannte „Liebeswerke“ im Dienst am Nächsten entfallen in kontemplativen Klöstern wie dem Karmel. Es geht darum, Gott vor allem anderen die Ehre zu geben, auf Ihn das Leben so weit wie möglich auszurichten zum Wohl der Menschen. Zentral ist hier das Fürbittgebet – allein, gemeinsam mit den Schwestern oder mit allen Besuchern unserer Eucharistiefeier. Hier erfahren Sie mehr über die zentrale Rolle des Fürbittgebets.
Gebet um Versöhnung und Aussöhnung
Karmelitinnenklöster gibt es viele in Deutschland. Die Schwestern des Karmel Dachau haben sich bewusst für diesen „geschichtlichen Ort“ entschieden – und damit für die besondere Aufgabe, die dabei dem Karmel Dachau zukommt: das intensive Gebet um Versöhnung und Aussöhnung zwischen den Menschen und Völkern, das Gebet für Opfer und Täter sowie die Bereitschaft, den Besuchern der KZ-Gedenkstätte den Kirchenraum zu öffnen. Mehr dazu lesen Sie im Menü „Geschichtlicher Ort Dachau“.
Beständig gemeinsam leben
Wir erfahren es in besonderer Weise als unseren Auftrag, durch unser gemeinschaftliches Leben ein Zeichen des Friedens und der Achtsamkeit zu setzen. In unserer schnelllebigen und oftmals bindungsscheuen Zeit haben wir JA gesagt zu einem beständigen Leben (im Hinblick auf den Ort) in einer beständigen Gemeinschaft von unterschiedlichen Frauen. Sr. Veronika schreibt in ihren Meditationen zur Karmelregel:
Durchkreuzungen
Entscheidung / für die Gemeinschaft / bedeutet / Teil sein / nicht das Ganze / eingetaucht / in das Leben / der Gemeinsamkeit / in das gemeinsame Ziel / verfügbar füreinander / im Gehorsam / gegenüber der einen / Mitte. //
Nicht mehr in die / eigene Beliebigkeit / ist die Entscheidung / für die Bleibe gestellt. / Der eigene Weg / ist verbunden und / durchkreuzt / mit den vielen anderen. //
Durchkreuzungen / bilden das Gewebe / das trägt.
(Veronika Elisabeth Schmitt: Karmelregel – Lebensregel. Leben aus der Ursprungsvision des Karmel heute. Pneuma Verlag München 2010, S. 57)
Zeichen setzen
Zudem verstehen wir unser Leben als ein Zeichen für ein versöhntes Zusammenleben, das Zeugnis gibt von der „gesamten Kirche mit ihrer reichen Vielfalt", so wie es Papst Franziskus im Apostolischen Schreiben EVANGELII GAUDIUM, Punkt 98 formuliert:
„Wie viele Kriege innerhalb des Gottesvolkes und in den verschiedenen Gemeinschaften! Im Wohnviertel, am Arbeitsplatz – wie viele Kriege aus Neid und Eifersucht, auch unter Christen! [...] Außerdem hören einige auf, sich von Herzen zur Kirche zugehörig zu fühlen [...]. Mehr als zur gesamten Kirche mit ihrer reichen Vielfalt gehören sie zu dieser oder jener Gruppe, die sich als etwas Anderes oder etwas Besonderes empfindet.“
Leben und Arbeiten in der Gegenwart Gottes
Das Leben im Karmel hat neben dem Leben in Gemeinschaft auch einen eremitischen Charakter. Dieser zeigt sich darin, dass jede Schwester ein eigenes Zimmer, eine eigene Zelle hat, zu der niemand anderes Zutritt hat. Die Klosterzelle gilt als Ort der Begegnung mit Gott und mit sich selbst. Damit ist sie ein Übungsraum, um die vielen Gedanken im Inneren immer wieder neu zu ordnen und auszurichten auf die eine Mitte hin: Gott und dem Leben in seiner Gegenwart.
Es kommt nicht darauf an, WAS man arbeitet, sondern WIE. Die Karmelitin definiert sich nicht durch ihre Tätigkeit, sondern durch die darin zugrundeliegende angestrebte Haltung: alles aus Liebe zu tun, aufmerksam in der Gegenwart Gottes zu leben. In der Karmelregel heißt es: „Ihr sollt irgendeine Arbeit verrichten, damit euch der Teufel stets beschäftigt findet und nicht infolge eures Müßigganges eine Eintrittsmöglichkeit in eure Herzen auskundschafte.“ (Ursprüngliche Ordensregel Nr. 17)
Hinweis zu den beiden Bildern der Schwesterngemeinschaft
Die beiden Aufnahmen von unserer Schwesterngemeinschaft sind im im Rahmen eines Berichts der Süddeutschen Zeitung über die Feierlichkeiten unseres 50-jährigen Bestehens im November 2014 entstanden. Wir danken Fotograf Niels P. Jørgensen für die freundliche Erlaubnis, die beiden Bilder für unsere Website verwenden zu dürfen.